Liebesbiografische Perspektiven auf das Leben

Die Fragen “Was bedeutet Liebe”, “Wie kann Beziehung glücken” und “Wen liebst du und warum (nicht)?” treiben uns um und sind in Medien und Gesellschaft omnipräsent. Dabei zeigen sich Ambivalenzen. Auf der einen Seite sind wir umgeben von romantischen und hoffnungsvollen Motiven und Zelebrierung von glück- und sinnstiftenden Szenarien rund um die Beziehung. Auf der anderen Seite stehen Liebe und Romantik unter dem Verdacht, toxisch zu sein und es zeichnen sich düstere Szenarien, die die dauerhafte Bindung und Beziehungsfähigkeit grundsätzlich infrage stellen. 

Aber was bedeutet die Liebe im gelebten Leben? 

Diese Frage beantworten wir entlang von 45 biografischen Interviews, die Andrea Kleeberg-Niepage, Jo Reichertz und Johanna L. Degen erhoben haben.

Die Interviews wurden alle persönlich, zugewandt und explorierend durchgeführt: Die biografischen Erzählungen dauerten zwischen 60 Minuten und 8 Stunden. In einem Fall kam es auf diese Weise zu vier Gesprächsterminen. 

Liebe zeigt sich in den Geschichten als zentrale Kraft im Leben, welche die Menschen suchen, finden, scheitern und unentwegt hoffen lässt. Erzählt wird von gelebter Liebe in (W)Irrungen, als Begehren und Erfüllung oder Verlust und Tragik. Von Romantik und Alltag, von Leidenschaft und Tristesse. Von Ende und Aufbruch, von Hoffnung und Verzweiflung. Wir hören von ersten und von letzten Malen, von schweren, richtigen, (zu) späten und nie getroffenen Entscheidungen; von tiefen Berührungen und jahrelang ausbleibenden Berührungen. Geschichten von Irrtümern und nicht enden wollenden Erinnerungen an vermeintlich Richtige. Alle Liebesbiografien sind einzigartig, berichten von Glück und Leid und erzählen immer wieder von der Sehnsucht nach der großen Liebe, von der niemand wirklich abzulassen scheint. Das gilt generationsübergreifend. Unüberhörbar ist auch das Begehren nach dem Menschen, von dem man auf einmal und manchmal auf den ersten Blick ganz sicher weiß, dass er oder sie der bzw. die Richtige ist. 

Aus dem Projekt geht ein Buch mit Kurzgeschichten hervor, in dem die Interviews vorsichtig literarisiert wurden. Zudem arbeiten wir weiterhin an wissenschaftlichen Analysen. 

Beiträge: “The Meaning of Love in Life: Biographical Perspectives on Intimate Relationships” at 33rd International Congress of Psychology July 21 – 26, 2024 / Prague, Czech Republic

Leitung 

Johanna L. Degen johanna.degen@uni-flensburg.de

Prof. Dr. Andrea Kleeberg-Niepage 

Prof. Dr. Jo Reichertz